Alles begann 1912 mit dem Vorschlag des Österreichers Alred Kubin, Zeichnungen zu tauschen. Lyonel Feininger, amerikanischer Staatsbürger, antwortete kurz darauf aus Berlin: „Es ehrt mich ungemein, dass Ihnen daran liegt, eine Zeichnung von mir zu besitzen; ich meinerseits bin schon seit Jahren ein warmer Verehrer Ihrer Arbeit und Schuldner für manchen Genuss“. Diese Worte waren der Beginn eines intensiven Briefwechels zwischen zwei Künstlern, wie sie unterschiedlicher wohl kaum sein konnten. Der eine witzig, fröhlich, übermütig. Da purzeln Bürger mit ihren hohen Hüten vor kippenden Häuserkulissen bunt durcheinander, schwenken die Handtaschen oder spielen Jojo. Düster dagegen der andere. Da kriechen wunderliche Kreaturen mit dicken Leibern und langen Hälsen aus dem Halbdunkel und lehren uns das Gruseln. Und doch verspürten die beiden Künstler eine Seelenverwandschaft. Zwei Jahre schrieben sie sich Briefe, tauschten ihre Werke, bewunderten und beeinflussten sich künstlerisch. Diese Freundschaft thematisiert die Ausstellung im Alten Rathaus in Ingelheim. Ausgestellt ist das Frühwerk der beiden Künstler aus der Zeit von 1896 bis 1919.
„Lyonel Feininger und Alfred Kubin – eine Künstlerfreundschaft“, 120 Zeichnungen, Grafiken und Gemälde im Alten Rathaus, Francois-Lachenal-Platz 1, 55218 Ingelheim
24.Mai bis 2. August. Di – Fr 11 bis 19 Uhr, Sa / So 11 bis 18 Uhr.
Eintritt 6 Euro, ermäßigt 5 Euro. Katalog mit komplettem Briefwechsel zwischen Kubin und Feininger, 307 Seiten, 29.- Euro.